Isabel Huttner

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Bio

geboren 1965 in Winterthur_CH
lebt in Winterthur und München

05-08 Aufbaustudium Bildnerisches Gestalten und Therapie
Akademie der Bildenden Künste München _ Prof. G. Schottenloher
03-04 Meisterschülerin, Diplom, AdBK München
01-02 Gastsemester Hdk Berlin
97-04 Studium Malerei
Akademie der Bildenden Künste München_Prof. G. Förg
84-87 Studium Grafik-Design, Akademie für Werbung, U5 München


Ausstellungen

ab 98 Einzel/Gruppenausstellungen in
Deutschland, Frankreich, Tunesien, Indien und der Schweiz


Preise & Stipendien

13 Förderung nach dem Programm zur Realisierung
der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
09 Öffentlicher Ankauf_Stadt Winterthur
08 Atelierstipendium_Stadt München
07 6 monatiges Stipendium in Varanasi – Indien _Stadt Winterthur
05 Projektbeitrag Bildende Kunst_Kanton Zürich
Kulturaustausch Nord-Süd 4 Monate Tunis_Visarte/Pro Helvetica
03 LfA Projektstipendium_München
00 Erasmusstipendium_Valencia - Facultad de bellas Artes


Diverses

Eines, wenn nicht das zentrale Motiv meiner Arbeiten war immer das Belassen: Das Flüchtige, das Ephemere, das Marginale, das Abseitige, das Störende, das Verquere, das Vernachlässigte, das Übersehene als das belassen, was es ist und ihm dennoch Raum geben.
Die Formen, die ich dafür gefunden hatte, die Skizzen, die Künstlerbücher, die Schriftbilder, die keine sein wollen, kontrastieren momentane Eindrücke aus dem Hier und Jetzt mit Fundstücken, Farben, Bewegtheiten, die nirgend wo hin wollen, die nicht über sich hinaus weisen wollen, sondern bei sich bleiben, auf sich bestehen, ohne sich über was auch immer zu stellen. Ihren Wert aus einem Netz von Beziehungen beziehend, die sich uns nicht erschliessen, weil wir zu grobe Wesen sind.
Das Fragment ist mehr als das Ganze, diesem Grundmotiv aller Romantik habe ich auf meine Weise nach gespürt, versucht mich raus zu lassen, meine Wertungen, meine Sehnsüchte nach Ordnungen, meine Sehnsucht nach Begreifen; das alles Zurück lassen und vergessen, nur den Dingen zu ihrem Recht verhelfen, ihnen einen Schutzraum verleihen, auch und vor allem vor mir selbst, meiner eigenen Zudringlichkeit, der Gefahr alles und Jedes mit einem „Ja oder Nein zu überfallen.“
Vielleicht habe ich es mir zu leicht gemacht, vielleicht habe ich das Leichte zu sehr auf die leichte Schulter genommen? Vielleicht habe ich die in mir schlummernde Versuchung nach einem anderen Format, dass die Unscheinbarkeit in ein anderes Licht bringt, das zeigt, auch das Unscheinbare will auch mal einen großen Auftritt haben, nicht wirklich ernst genommen, nicht ernst genug?
Es ist dieser Auftritt, auch ein Zurückkehren zu meinen Wurzeln im bildnerischen Gestalten, der mich reizt. Die Frage, was aus den Skizzen wird, wenn sie ihrer Skizzenhaftigkeit beraubt werden, und ich sie inszeniere als das, was sie ursprünglich nicht sein wollten, ja wogegen sie protestierten, gegen den Zwang zum Werk als Werk, das, ob es will oder nicht, gefangen ist in seinem eigenen Anspruch des Überdauerns, das es glaubt rechtfertigen zu müssen und vielleicht gerade dadurch diesen Anspruch verwirkt? Heisst nicht der letzte Satz in dem Werk des zwanzigsten Jahrhunderts in Kafkas Prozess: „Es war, als ob ihn die Scham überleben würde.“ Die Scham überlebt im Werk. Es zeigt, wir sind uns selbst nicht genug.
Dass diese Skizzen, dazu gestaltet dem Werk in den Rücken zu fallen, jetzt selbst Werk werden wollen, plötzlich Leinwand verlangen, aus keinem anderen Grund als das sie gross ist oder zu sein scheint, hatte mich zunächst selbst verblüfft. Wie oft hatte ich an den Satz von Joseph Beuys gedacht:
Der Fehler beginnt dort, wo einer in ein Geschäft geht und eine Leinwand kauft ?
Die bange Frage, ja der Verdacht ob das Bestehen auf dem Flüchtigen womöglich gar keine Substanz hatte, vielleicht nicht mehr war als blosse Koketterie. Ich wusste dass das nicht stimmte, ich wusste dass Flüchtigkeit bedeutete, die Möglichkeit eines Beziehungsraums zu schaffen, der meine Möglichkeiten übersteigt, und gerade darin die Hoffnung bewahrt, dass wir, dass ich nicht das Letzte bin, als das es erscheint.

„Rede nicht Künstler, bilde“ Es ist müssig sich Fragen zu stellen, egal welche. Die Antwort kann nur im Prozess gesucht und gefunden werden und wenn der Prozess ergibt, dass es keine Antwort gibt, um so besser.
Text: Ulrich Rüger